Für eine Veranstaltung reiste ich Ende März nach Northumberland (im Norden Englands, fast an der schottischen Grenze). Die Woche nach der Veranstaltung hatte ich Urlaub genommen, um ein wenig mehr von England zu erkunden. Dies ist der zweite Tag der Radtour.
Etwas später als gehofft, nach einer gemütlichen Nacht und Full-English Frühstück saß ich 8:30 wieder auf dem Fahrrad und radelte weiter im Tal des Ostallen. Der späte Aufbruch hatte aber auch einen Vorteil: Die Sonne konnte die Straßen etwas aufwärmen. Am vorherigen gab es noch einen Graupelschauer und in der Nacht war die Temperatur unter 0°C. Der Sonnenschein entschädigte für das kalte Wetter.

Der leichte Anstieg hielt mich warm und da die Straßen so leer waren, wollte ich unbedingt einen Weg finden meine Begeisterung zu teilen. Und so zeigt das Zeitraffervideo den letzten Kilometer bis zum Pass, welcher gleichzeitig die Grenze zwischen Northumberland und dem County of Durham ist.

Die Abfahrt in das Tal des Fluss Wear hat Spaß gemacht. Nach ein paar Kilometern im Tal fragte ich mich allerdings, warum ich die Route so geplant habe, wie ich sie geplant habe. Der Anstieg zum nächsten Pass wurde sichtbar.

Oben angekommen passierte ich den höchsten Punkt der gesamten Tour. Der Blick von diesem Pass war ähnlich wie vom ersten. Und auch diese Abfahrt war toll. Diesmal ging es auch etwas länger im Tal entlang. Und plötzlich gab es viel mehr Verkehr und Touristen, verursacht durch die Nähe zum High Force Wasserfall. Die kleine Wanderung zum Wasserfall habe ich jedoch nicht gemacht, ich war mehr auf der Suche nach einem gemütlichen Platz in der Sonne um ein zweites Frühstück zu haben, was ich schließlich auf einer Mauer sitzend genießen konnte.
Von da an wurde die Landschaft hügelig, ich befand mich an der Grenze zwischen den North Pennines und den Yorkshire Dales. Ein kurzes Stückchen fuhr ich entlang einer alten Eisenbahnstrecke. Die Erfahrung war aber enttäuschend. Zwar war der Untergrund meistens in Ordnung, allerdings wurden alle Brücken entfernt und bei jeder Querung eines (nichtöffentlichen) Feldweges musste man durch zwei Tore durch. Es waren etwa 14 bis 20 Tore auf 3 Kilometern.
Radweg 70 führte mich in die Yorkshire Dales. Was als kleine Straße began wurde schmaler und ging erst in einen guten Schotterweg, dann einen Schotterweg mit vielen Löchern und schließlich in ausgewaschener Schotter über. Vermutlich habe ich dort auf 4 km mehr Energie als auf 20 km Straße gebraucht. Dafür war ich dort wirklich allein. Keine Häuser zu sehen, keine Autos oder andere Maschinen zu hören, nur ein paar Vögel in der Heide. Und was sehr positiv war, dass ich hinterher wieder die Asphaltwege bewusst genießen konnte.
Und auf diesem führte mich Radweg 71 zurück ins nächste Tal, wo ich in einem Café Kohlenhydrate nachfüllen konnte. Nach Querung des Flusses Swale ging es hinauf ins nächste Moor. Als ich beim zweiten Frühstück nach Unterkünften suchte, hatte ich gehofft, irgendwo im darauffolgenden Tal übernachten zu können, allerdings lag alles, was ich fand, über dem, was ich ausgeben wollte. Und so buchte ich eine Unterkunft, die noch einen Höhenzug weiter lag. Damit war der niedrigsten Punkt das Tages nicht das Ende der heutigen Tour, sondern ich konnte noch den Nationalpark der Yorkshire Dales erkunden.
Als ich anfing das Tal des Flusses Cover hinauf zu radeln war ich guten Mutes. Es war schon 17 Uhr, aber vorwiegend sonnig. Ich genoss eine weitere Mahlzeit auf einer Mauer, bevor ich die letzten Häuser und Höfe passierte. Für die nächsten 5 km traf ich wieder niemanden auf der Straße und genoss die Ruhe und Landschaft. Wie üblich in diesen Tälern hatte ich keinen Empfang, was sich 18 Uhr nicht ganz so entspannend anfühlt wie 15 Uhr.

Da ich aber auch wusste, dass ich für 100 Höhenmeter maximal 15 Minuten benötige, war mir auch klar, dass ich problemlos 19 Uhr ankommen werde.

Teile der Fahrt ins Tal waren wieder zum genießen. Nur das Stückchen mit 25% Gefälle war einfach zu steil. Ich bevorzuge den Windwiderstand als Bremse, wenn es zu steil ist, muss man aber selber Bremsen. Und damit vernichte ich die Arbeit, die ich vorher beim Bergauffahren investiert habe (oder besser: wandle sie in warme Felgen um).
Von hier aus hätte es enspannt bis zur Unterkunft gehen können, allerdings machte mir die Schaltung einen Strich durch die Rechnung und weigerte sich, in höhere Gänge zu wechseln. Im ersten Gang wären flache Strecken sehr anstrengend geworden. Aber zum Glück konnte ich Gänge direkt an der Nabe wechseln, so dass ich dann doch recht entspannt mit einem mittlerem Gang das letzte Stück bis zur Unterkunft geschafft habe. Nach einer Dusche fand ich auch noch einen Pub fürs Abendessen.


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